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2. Jan. 2003: Sturmfront Nordschweiz

Der Jahresbeginn war stürmisch. Am Nachmittag und Abend des Berchtoldstages zog eine Sturmfront über die Nordschweiz. Insgesamt waren die Windstärken und auch die Auswirkungen geringer als beim Sturm Lothar vom 26.12.1999. Nichtsdestotrotz gab es vielerorts umgestürzte Bäume, welche den Verkehr behinderten.

Die Kaltfront des über Deutschland hinwegziehenden Sturmtiefs überquerte die Alpennordseite am Nachmittag des 2.1.2003. Erst nach Frontdurchgang frischte der Wind auch in tiefen Lagen an Sturmstärke auf. Die einfliessende etwas kühlere Luft war zunehmend instabil geschichtet. So zogen nach 17 Uhr mehrere Schauer- und Gewitterzonen über die Nordschweiz hinweg.

Die folgende Animation des ETH-Radars zeigt die Entwicklung zwischen 16 und 19 Uhr. Um 16 Uhr ist noch die Niederschlagszone der abziehenden Kaltfront am östlichen Alpenrand erkennbar. Gegen 17 Uhr bewegte sich dann  eine erste Gewitterzelle vom Elsass her übers Rheintal ostwärts in den Schwarzwald. Die Zelle erreichte kurzzeitig die höchste Intensitätsstufe, was auf Hagelbildung hindeutet. Nach 17:20 Uhr formierte sich dann im Aaretal eine zweite Gewitterzone, welche sich auf südlicherer Zugbahn ostwärts bewegte. Auch diese Zelle erreichte kurzzeitig die höchste Intensitätsstufe.

Animation des ETH-Radars, 16-19 Uhr

Die Sturmböen im Raum Zürich erreichten bereits vor Eintreffen der Gewitterzone Spitzenwerte (z.B. MeteoSchweiz: 33.3 m/s um 17:25 Uhr). Im Bereich der Gewitterzellen selbst gab es zum Teil ausgeprägte Scherzonen, z.T. sogar Vortex-Signaturen. Als Beispiel zeigen wir das Radarbild der Reflektivität und der Dopplergeschwindigkeit um 17.30 Uhr:

Reflektivität und Doppler-Geschwindigkeit des ETH-Radars um 17:30 Uhr

Man erkennt eine klare Vortex-Signatur bei Langenthal und eine etwas weniger deutliche Signatur im Schwarzwald. Beide Signaturen sind an Gewitterzellen gekoppelt. Im Dopplerbild sind die beiden Signaturen mit einer weissen Pflaume markiert. Man beachte, dass die Signatur bei Langenthal "gefaltet" ist. Die maximale Dopplergeschwindigkeit in dieser Signatur war ca. 50 m/s oder 180 km/h. Das dürfte etwa der höchste Doppler-Wert sein, der mit dem ETH-Radar registriert wurde. Zur Erinnerung: beim Lothar-Sturm wurde ein Spitzenwert von knapp 60 m/s registriert.

Windfeld des ETH-Radars

Das mit dem ETH Radar berechnete Windeld zeigte zwischen 16 und 18 Uhr starke Winde an. Diese Windherleitung stammt von den Dopplergeschwindigkeitsmessungen des ETH Radars. Die gerade erwähnten, kleinskaligen Signaturen können in der Auflösung des operationellen Modells nicht erkannt werden, doch sind Studien geplant, diese Signaturen genauer anzuschauen.

Windmessungen des ETH-Radars

Diese Graphik zeigt die automatisch entfaltete Dopplergeschwindigkeitsmessung. Darin sind die Signaturen sichtbar und bieten die Grundlage für eine (kommende) Analyse. Sie zeigen jetzt auch deutlich die maximalen Windgeschwindigkeiten über 40 m/s.

Tornadoverdächtige Sturmfolgen wurden aus Erbach/Pfraunstetten bei Ulm gemeldet. Dieser Standort ist ausserhalb des ETH-Radarbereiches (120 km), aber gerade noch im Bereich des Radar-Komposits der MeteoSchweiz.

Bildsequenz von 17.50 - 18.35 Uhr

In dieser Bildsequenz erkennt man in der NE-Ecke des Bildausschnittes eine kurzlebige Zelle, welche über die Region hinwegzog, und welche vermutlich Auslöser der Sturmschäden war. Wir danken der MeteoSchweiz für die Erlaubnis, die Radarbild-Sequenz an dieser Stelle zu zeigen. Die Gewitterzüge erreichten schon fast sommerliche Intensität. Man kann schliessen, dass die Sturmspitzen stark von diesen Gewittern beeinflusst wurden, so dass grosse räumliche Variationen erwartet werden, ähnlich wie dies auch beim Lothar-Sturm der Fall war.